Neue Studie: So schwul sind die Simpsons wirklich
Die Karikatur einer amerikanischen Familie ist bei der Thematisierung von Vorurteilen ja immer schnell alles andere als feinfühlig und auch Schwulenwitze gehören zur Serie. Doch wer die Simpsons als homophob ansah, wird jetzt deutlich eines besseren belehrt. Die Serie, die bei uns ihren festen Platz auf ProSieben hat, ist schwulenfreundlicher als sie auf den ersten Blick erscheint.
Grundlage zum Umdenken bietet die Studie vom Kölner Bibliothekar Erwin In het Panhuis. In seinem Buch "Hinter den Schwulen Lachern - Homosexualität bei den Simpsons", das demnächst beim Verlag "Archiv der Jugendkulturen" erscheint, untersucht er, wie sich die Simpsons in ihren über 20 Jahren wirklich darstellen. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung gibt der Autor einen ersten Beweis zu Homer Simpsons pro-homosexuellen Einstellung: "Homer hat in der Serie schon mehr als fünfzig Mal andere Männer auf den Mund geküsst und ist trotzdem glücklich mit seiner Frau Marge verheiratet." Einer der Hauptcharaktere hat also durchaus widersprüchliche Züge und auch Marge hat so ihre Momente. Aber nicht nur Homer bekommt für Schwule eine besondere Rolle. Insgesamt hat In het Panhuis in den ersten 500 Folgen über 490 Szenen gefunden, in denen Schwule und Lesben klar thematisiert werden. Außerdem tauchen mehr als 70 Charaktere auf, die homosexuell sind und komplex dargestellt werden. Diese Vielzahl von Anspielungen und Witzen soll Vorurteile aus dem Weg räumen. Besonders in Amerika, wo Homosexualität nicht so akzeptiert ist wie bei uns, werden viele Schwule von dieser Studie begeistert sein.
Die versteckte Sympathie zur Regenbogen-Szene könnte durch den Sender bedingt sein, der die Serie in den USA ausstrahlt. Wären die Aussagen zu klar formuliert, hätte der erzkonservative Kanal Fox mehr Zensur-Arbeit und die Ideen der Simpsons-Macher wären verzerrt.
Wer die beliebte Zeichentrick-Serie aufmerksam schaut, merkt schnell, dass die Macher um Matt Groening (59) das Handwerk von versteckter Kritik verstehen. Mal ist es die Politik, mal die amerikanische Gesellschaft im Allgemeinen und auch mal die amerikanische Homophobie. Nicht nur Homosexuelle werden von den neuen Erkenntnissen In het Panhuis' angetan sein.