Mordprozess: Pistorius' Anwalt lässt Zeugen weinen
Der Mordprozess gegen den Leichtathlet Oscar Pistorius entwickelt sich immer mehr zum Psycho-Krimi: Innerhalb der ersten drei Tage hat Pistorius-Verteidiger Barry Roux im Gerichtssaal zwei Zeugen nach allen Regeln des juristischen Handwerks in die Mangel genommen - und sie dabei sogar zum Weinen gebracht.
Am dritten Tag war es Pistorius' Nachbar, der vom Star-Verteidiger in die Bredouille geredet wurde. Mit gekonnter Rhetorik zweifelte er die Aussage des Nachbarn an, er habe in der Mordnacht Schreie und Schüsse gehört. "Ich sage gar nicht, dass Sie lügen. Manchmal reimen sich Zeugen Dinge zusammen, und dann glauben sie, dass sie so gewesen sein müssen", sagte Barry Roux triumphierend beim Prozess in Südafrika. Die Bild bezeichnet den Verteidiger schon martialisch als "Zeugen-Schlächter". Roux warf dabei gegenüber dem Zeugen ein, dieser habe vielleicht nicht Schüsse gehört, sondern nur das Krachen des Cricket-Schlägers, mit dem Pistorius die Toilettentür aufbrach, um seine erschossene Freundin Reeva Steenkamp (✝29) zu bergen. Kniffe, mit denen er den Zeugen offenbar sichtlich verunsicherte. Ob der Verteidiger damit auch Richterin Masipa überzeugt hat?
An den beiden Tagen zuvor hatte Pistorius' Anwalt die Frau des nun verhörten Nachbarn derart in die Mangel genommen, dass sie in Tränen ausbrach. Die übrigen drei Zeugen lieferten keine Aussagen, die den sechsfachen Paralympics-Sieger weiter entscheidend belasten. Der Prozess wird morgen fortgesetzt.
