Stevie Nicks ging erst mit 70 Jahren zum ersten Mal wählen
Für Stevie Nicks (76) gibt es nicht viele Dinge, die sie bereut – doch eine Sache wiegt für die Rock-Ikone schwer: Sie ging erst sehr spät in ihrem Leben zum ersten Mal wählen. "Ich habe erst mit 70 abgestimmt, und das bereue ich. Das bereue ich, und ich sage das seit zwei Jahren allen, wenn ich auf der Bühne stehe", erzählte sie vor wenigen Tagen im Interview mit MSNBC. Stevie betonte, dass sie sich selbst dafür verantwortlich mache, ihr in der Verfassung verankertes Recht nicht wahrgenommen zu haben. Zudem wies die Sängerin auf die Vielzahl von Ausreden hin, die Menschen oft anführen würden, um sich vor dem Wählen zu drücken: "Es gibt so viele Gründe, die man anführen könnte, wie: 'Nun, ich hatte keine Zeit'. Aber ganz ehrlich, man findet doch eine Stunde zum Wählen, oder?"
In dem Gespräch brachte Stevie ihre Bedenken über die Zukunft klar zum Ausdruck und unterstrich die Relevanz, sich zu engagieren: "Egal, wer gewinnt – es ist noch lange nicht vorbei. Es ist entscheidend, Wege zu finden, um Roe vs. Wade zurückzubringen." Für sie sei die Grundsatzentscheidung zum Abtreibungsrecht heute ihre Mission. "Damals in den 50er- und 60er-Jahren haben alle Protestsongs geschrieben: Bob Dylan (83), Joan Baez (83), Joni Mitchell (80). Das war einfach überall." Deswegen rief die ehemalige Fleetwood Mac-Sängerin ihre Musikerkollegen dazu auf, Lieder über aktuelle politische Themen zu schreiben – wie sie es getan hat: Erst im vergangenen Monat veröffentlichte sie ihren ersten Hit seit Jahren mit dem Titel "The Lighthouse". "Ich war nervös, es zu veröffentlichen und dann dachte ich: 'Weißt du was, mit 76 Jahren, wirklich? Ich veröffentliche den Song, und die Leute hören ihn'", erzählt sie.
Für Stevie ist die Thematik nicht nur politisch, sondern auch zutiefst persönlich. Mit ihrem neuen Track, den sie schon 2022 nach der Aufhebung des Urteils Roe vs. Wade schrieb, will sie das Bewusstsein für die Bedeutung persönlicher Entscheidungsfreiheit schärfen. Das Urteil des Obersten US-Gerichtshofs aus dem Jahr 2022 überlässt das grundlegende Recht auf Abtreibung den Bundesstaaten. Diese handhaben die Rechtsprechung dazu sehr unterschiedlich – in manchen Bundesstaaten ist Abtreibung seitdem verboten. Das bewegt die "Seven Wonders"-Interpretin aus persönlichen Gründen: 1977, auf dem Höhepunkt von Fleetwood Macs Erfolg mit dem Album "Rumours", wurde Stevie selbst ungewollt schwanger. Im Rolling Stone-Interview erinnerte sie sich kürzlich an ihren damaligen inneren Konflikt: "Was zum Teufel soll ich jetzt tun? Ich kann kein Kind bekommen. Ich bin nicht die Art von Frau, die ihr Baby einem Kindermädchen überlassen würde." Sie war überzeugt, dass eine längere Babypause das Ende der Band bedeuten würde. "Also entschied ich mich für eine Abtreibung. Wenn die Leute deswegen sauer auf mich sind, ist mir das egal", erklärte die heute 76-Jährige.