Stuckrad-Barre: „Zimmer Frei“ für Politiker?
Was war zuerst da? Die Talkshow oder der Politiker? Wenn man sich die aktuelle Talkshow-Inflation der deutschen TV-Landschaft anguckt, dann drängt sich diese Frage - auch wenn sie definitiv keinen Sinn ergibt - wirklich auf. „Stuckrad-Bare“ ist zwar eine Talkshow, aber nicht einer dieser Talkshows, denn der zufälligerweise gleichnamige Gastgeber Benjamin von Stuckrad-Barre (37) setzt sich in einem fast schon intim wirkenden Zweier-Gespräch sehr intensiv mit seinen Gästen auseinander. Nach zwei erfolgreichen Staffeln auf ZDFneo meldet sich „Stuckrad-Barre“ mit einer dritten Staffel am 11. Oktober um 23.10 Uhr auf Tele 5 zurück.
Welche Überraschungen auf uns warten und warum keine Promis der Unterhaltungsbranche in die Sendung eingeladen werden, haben uns nicht nur Benjamin von Stuckrad-Barre, sondern auch Christian Ulmen (37) in einem fröhlichen Doppel-Interview verraten. Wieso jetzt Ulmen? Weil Christian Ulmen der Produzent der Sendung ist und allein diese Konstellation außergewöhnlicher TV-Charaktere dafür sorgt, dass man selbst bei vermeintlich langweiligen Fragen überraschend interessante Antworten bekommt. Geschafft! Nach dieser etwas langwierigen Einleitung geht’s jetzt direkt und ohne viel „Bla Bla“ mit dem Interview weiter:
Mit welchen Überraschungen können wir in der dritten Staffel rechnen?
Ulmen: „Überraschungen gab es ja immer in 'Stuckrad-Barre', die wird es auch weiterhin geben, aber sonst ändert sich überraschenderweise kaum etwas.“
Stuckrad-Barre: „Das Studio ist neu und ein richtig geiles Set. Das ist meinem Wohnzimmer nachempfunden.“
Warum ladet ihr eigentlich keine Promis aus der Unterhaltungsbranche als Gäste ein?
Ulmen: „Weil man auch bei der Sesamstrasse nicht fragt, warum da keine Leichen in der Sendung vorkommen: Es ist ein anderes Konzept. Die Idee der Show ist, dass sich Benjamin mit Politikern unterhält.“
Stuckrad-Barre: „Außerdem sind die Politiker ja auch Stars. Es kann sein das mal jemand aus der Unterhaltungsbranche dazu kommt, aber der Hauptgast ist immer der Politiker. Wir empfinden die als interessanter in dieser Sendung und spannend, denen mit den Mitteln der Unterhaltung zu begegnen. Zum Beispiel was Volker Kauder von der neuen Seeed-Platte hält.“
Sind Politiker als Gäste eine besondere Herausforderung?
Stuckrad-Barre: „Die bringen etwas anderes mit, weil man mit ihnen über die Themen der Gegenwart reden kann und sie nicht eine CD oder Buch vorstellen wollen.“
Was unterscheidet „Stuckrad-Barre“ von anderen Talkshows wie Maischberger?
Ulmen: „Wir wollen kein Ergebnis, diese Phase haben wir schon hinter uns.“
Stuckrad-Barre: „Unsere Idee bzw. der Vorteil unserer Sendung ist das Anti-Virtuose. Wir unterwandern die Routinen, nicht nur aus Unvermögen, sondern auch aus Langeweile an der Form. Es passiert einfach mehr, wenn man sich diese Freiheit nehmen darf und da haben wir ein Ensemble, das mir diese Freiheit ermöglicht. Zum Beispiel unsere Loge, die wir jetzt mit Nikolaus Blome (49) von der „Bild“ und Markus Feldenkirchen (37) vom „Spiegel“ fix besetzt haben. Diese Konstellation ist sehr bipolar und ermöglicht so jedem Gast, sich irgendwo zwischen den beiden wiederzufinden. Außerdem ist es sehr angenehm, sie als Spielpartner zu haben, da ich mir keine Sorgen machen, muss irgendwas zu vergessen. Ich kann mal kindisch sein und mal auch mit meinen Wissen überraschen.“
Wäre eine Live-Sendung für euch eine Option?
Ulmen: „Absolut. Nur: Wenn wir live wären, müssten wir die Freiheit haben, nach hinten etwas länger zu werden.“
Stuckrad-Barre: „Ich fände es vielleicht auch toll, auch wenn ich gar nicht weiß, ob es medizinisch zu vertreten wäre. Da ich unter diesen Bedingungen schon sehr aufgeregt bin, da es ja quasi wie live ist. Dadurch, dass da ein Publikum sitzt, das dort unmittelbar reagiert, ist das live.“
Ulmen: „Die Schnitte, die dort stattfinden, sind auch reine Zeitschnitte. Wir versuchen immer da zu schneiden, wo es nicht wehtut. Zum Beispiel vom beim Gast die ganzen 'Ähs'. Dann sind wir schon bei fünf Minuten. Bei Benjamin kann man hingegen nirgends schneiden. Zwischen seine Sätze passt kein Zehn-Cent-Stück.“
Was macht für euch eine gute Sendung aus?
Stuckrad-Barre: „Wenn man sich mit dem Gast warm plaudert und er dann mitmacht. Einfach mitspielt, mal ernst ist und er uns überrascht. Dann ist es auch egal, von welcher Partei derjenige kommt, denn dann ist hinterher fast immer so das das Publikum den Gast lieb hat.“
Also wie bei der Sendung „Zimmer frei“?
Ulmen: „Nein, denn bei Zimmer frei geht es ja um den Menschen und wir behandeln weiterhin die öffentliche Figur. Es ist nicht der Anspruch, den Mensch mit seiner kompletten Biographie
vorzustellen, sondern erstaunliche Seiten dieser der öffentlichen Figur zu entdecken und frontal zu betasten.“
Was Christian Ulmen und Benjamin von Stuckrad-Barre gerne im TV schauen und wer der vermeintlich „schrecklichste Moderator“ im deutschen Fernsehen ist, erfahrt ihr dann im zweiten Teil des Interviews.