Gentleman: "New Day Dawn" fängt wieder bei Null an
War das Vorgänger-Album ein Erfolg, sehen sich viele Musiker und Bands oft unter Druck, was das Follow-Up angeht. Auch Gentleman (38), der 2010 mit seinem Album "Diversity" einen wahnsinnigen Hit landen konnte, ist sich darüber bewusst, dass sein neues, bereits sechstes Album "New Day Dawn" nicht einfach so ein Selbstläufer werden kann: "Mit jedem Album fange ich bei Null an. Man muss die Leute immer wieder neu überzeugen, genau wie bei einem Fußballspiel. Du kannst das letzte Album geliebt haben, wenn du mein Album nicht fühlst, dann kommt direkt einfach: 'Was macht er denn jetzt für einen Mist? Früher war doch alles besser.'"
Promiflash wollte vom Interpreten von Songs wie "Superior" oder "Intoxication" aber auch wissen, wie der neue Langspieler überhaupt entstanden ist und, viel interessanter, was erwartet denn die Fans wirklich, wenn sie nach "Diversity" die neue Scheibe in den CD-Spieler einwerfen? "Jedes Album, jeder Song ist ja anders, sonst würd' ich ja nur einen Song machen. Gibt's einen Unterschied? Nun ja, allein die Art und Weise, wie das Album entstanden ist, war eine komplett andere als bei 'Diversity'. 'Diversity' habe ich einfach auf fertig produzierte Musik geschrieben. Und bei 'New Day Dawn' hab ich die Musik selber mitproduziert. Das heißt, ich hab an meinem Klavier Melodien entworfen, dann mit Freunden das Album produziert, das hatte ich noch nie. Ich hab auch mein Home-Studio in ein professionelles Studio umgewandelt. Die Vocals habe ich wieder in Jamaica aufgenommen, weil ich dort ein direkteres Feedback habe."
Peu à peu habe er diesmal das Album entwickelt, von dem ersten Akkord an, der eine Inspiration gebe und aus dem letztendlich ein neuer Text entstehe. Eine echte Besonderheit an diesem Gentleman-Album: Es sind keine Features darauf zu finden, die der Musiker ja sonst wirklich in Hülle und Fülle zu bieten hat. Eine bewusste Entscheidung? "Das hat sich ergeben, weil ich in der Vergangenheit oft das Gefühl hatte, 'Der Song ist jetzt gut, aber da fehlt noch eine Farbe und wenn der oder die jetzt darauf singen würde, dann gäbe das das i-Tüpfelchen'. So, und jetzt beim sechsten Album hatte ich das nicht, sondern ich hatte das Gefühl, ein in sich geschlossenes Objekt zu haben, was jetzt auch mal ohne Features auskommt."
Was seine Texte angeht, bleibt Gentleman sich allerdings selbst treu: Wie immer vermitteln seine Worte das, was ihn persönlich beschäftigt. "Tilmann Otto und Gentleman sind ein und dieselbe Person, ich spiele keine Rolle. Ich verurteile nicht, wenn Künstler eine Rolle spielen, weil sie dann natürlich auch ganz andere Möglichkeiten textlich haben. Bei mir ist es so: Es ist nicht immer alles autobiografisch, aber es spiegelt meine Gedanken wider. Also, jeder Text, den man von mir hört, spiegelt meine persönlichen Gedanken." Wieso er Reggae-Musik trotz seines eigenen Erfolges nicht im Mainstream sieht und ob er nach nunmehr 20 Jahren Bühne Rituale vor seinen Shows entwickelt hat, verraten wir euch in Kürze hier auf Promiflash!