Neue dramatische Szenen: Pistorius im Kreuzverhör
Im Prozess um Südafrikas einstigen Sprintstar Oscar Pistorius (27) hat der Staatsanwalt den Sportler heute ins Kreuzverhör genommen. Und nachdem schon der gestrige Tag neue emotionale Szenen brachte, als Pistorius seine Prothesen ablegte, um die Szenen der Tatnacht vom 13. auf den 14. Februar 2013 aus seiner Sicht nachzustellen, nahm der Prozess heute nochmals einen dramatischen Verlauf.
Denn heute ließ der Staatsanwalt sekundenlang ein Foto zeigen, das die angeschossene Reeva Steenkamp (✝29) auf dem Teppich in Pistorius' Villa zeigt: mit von der Pistolenkugel zertrümmertem Hinterkopf und blutverschmierten Haaren, die Augen geschlossen. Beim Anblick seiner damaligen Freundin brach Pistorius zum wiederholten Mal in diesem Prozess zusammen und weinte heftig. Als der Staatsanwalt ihn anwies, das Foto zu betrachten, sagte der Sportler laut Bild: "Ich erinnere mich daran, ich war dabei. Warum sollte ich mir etwas ansehen, das mich quält?" Bereits am Montag hatte Pistorius beteuert, seit der verhängnisvollen Nacht nicht enden wollende Qualen zu leiden. Und so erhob sein Anwalt beim Anblick des Fotos der Toten auch Einspruch mit den Worten: "Das ist unangebracht." Daraufhin ließ die Richterin das Bild entfernen.
Zu dem Moment, als er die Tür der Toilettenkabine zu der angeschossenen Reeva einschlug, sagte Pistorius jetzt, er habe sie "zusammengesackt auf der Toilettenschüssel" gefunden. Und: "Ich prüfte, ob sie atmete. Das tat sie nicht." Dann habe er versucht, Reeva hochzuheben und ihre Blutung zu stoppen. Doch auch mit Hilfe von dann eingetroffenen Nachbarn konnte Pistorius die sterbende Reeva laut eigener Aussage nicht mehr retten. Die herbeigerufenen Sanitäter konnten nur noch deren Tod feststellen. Daraufhin sei er zusammengebrochen, erinnerte sich Pistorius.
Auch ein Video wurde heute im Gerichtssaal gezeigt, das Pistorius mit seinen Kumpels bei Schießübungen zeigt: In den Aufnahmen aus der Zeit vor Reevas Tod zerschießt der einstige Paralympics-Goldgewinner mit der späteren Tatwaffe eine Melone. Und während die Männer im Video jubeln, hört man Pistorius' Stimme sagen: "Woah, das ist ein Zombie-Killer." Diese Worte halte er heute für "geschmacklos", bekannte Pistorius nun im Gerichtssaal. Und stritt ab, damals gejubelt und mitgelacht zu haben.
Mehrmals versuchte der Staatsanwalt, Pistorius dazu zu bringen, Verantwortung für den Tod seiner damaligen Freundin zu übernehmen. Doch Pistorius sagte nur: "Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht." Auf die Frage, ob er Reeva habe töten wollen, beteuerte Pistorius einmal mehr: "Ich wollte weder sie noch jemand anderen töten."