Ist das Publikum schuld? Darum fällt ESC-Vorentscheid flach
In diesem Jahr müssen die Fans vom Eurovision Song Contest auf einen deutschen Vorentscheid verzichten. Für gewöhnlich durften die TV-Zuschauer selbst über den Beitrag abstimmen, der Deutschland beim Finale vertreten soll. Für 2020 haben sich die Verantwortlichen für eine neue Herangehensweise entschieden, bei der der Act mithilfe von Experten bereits im Dezember ermittelt wurde. Doch wieso haben die Macher ihren Entschluss in einer geheimen Wahl gefasst? Trägt etwa das Publikum die Schuld an der miesen Erfolgsquote beim ESC?
Bis auf Michael Schulte (29), der 2018 immerhin den vierten Platz belegte, landete Deutschland im Finale allein in den vergangenen fünf Jahren immer auf einem der letzten Plätze. Und das, obwohl die Beiträge hierzulande beim Vorentscheid offenbar sehr gut angekommen waren. Wie kann das sein? "Beide Shows scheinen zu einem großen Teil unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen", erklärt Thomas Schreiber (60), Leiter des Programmbereichs Fiction und Unterhaltung beim NDR und ARD-Koordinator für den Bereich Unterhaltung, im DWDL-Interview. Dies bedeutet in Zahlen: "93,4 Prozent aller Anrufer aus Deutschland, die für den ESC 2019 in Tel Aviv angerufen haben, haben sich beim Vorentscheid nicht zu Wort gemeldet." Zudem habe sich feststellen lassen, dass die Vorentscheid-Zuschauer älter seien als die des Finales.
Die Fakten sprechen also für sich: Was beim Vorentscheid gefällt, muss nicht unbedingt beim jüngeren, internationalen Publikum ankommen. "Für ein erfolgreiches Abschneiden beim ESC ist es aber entscheidend, eine Einschätzung von denen zu haben, die sich am Voting beim ESC-Finale beteiligen", macht Thomas Schreiber deutlich. Aus diesem Grund hat der produzierende Sender NDR nun auf Experten und Expertinnen aus dem Umfeld des ESC und aus der Musikbranche gesetzt.