Günther Jauch: Ich will das TV nicht neu erfinden
Stahl, Rost und ein riesiges Gerüst, das in den Himmel ragt. Das Gasometer Schöneberg ist schon von Weitem zu sehen. Wenn man die holprige Kopfsteinpflaster-Straße in Richtung des Geländes rund um das Industriedenkmal fährt, denkt man an vieles, aber nicht an ein neues Talk-Format, das hier aufgenommen werden könnte.
„Gesprächssendung“ nennt es Günther Jauch (55) auch lieber. Er wird ab dem 11. September, also ab nächsten Sonntag, aus dem Gasometer in Berlin seine neue „Gesprächssendung“ für „Das Erste“ live moderieren und gab zusammen mit den Verantwortlichen des Senders, mitten in der Veranstaltungskuppel, eine Pressekonferenz rund um das neue Format. Promiflash war für euch natürlich dabei.
Das Stichwort „neues Format“ ist auch direkt einer der großen Anstoßpunkte, denn ganz so neu ist das Konzept einer 60-minütigen Talk-Sendung ja nicht. Die mittlerweile fünfte Gesprächssendung im Ersten wird mit Jauch an den Start gehen und man könnte meinen, dass das Format übersättigt sei. Er selbst sieht seiner Sendung aber positiv entgegen: „Ich will das Fernsehen nicht neu erfinden“, gesteht er ein. Aber er habe in der Vergangenheit bei anderen Sendungen oft das Gefühl gehabt, dass im Gespräch nicht an den richtigen Stellen ordentlich nachgehakt wurde und sei selbst motiviert in solchen Augenblicken einen guten Job zu erledigen. Wer wird Millionär sei auch kein bahnbrechendes, neues Format gewesen, nun laufe es aber schon sehr lange und sehr erfolgreich. Er wisse allerdings auch, dass es nicht einfach sein kann, dass er sich selbst auf das neue Format einstellen müsse und dass nicht alles kalkulierbar sei.
„Man kann sich bemühen, man kann abwägen, aber oft gibt es Momente, die kann man als Gastgeber nicht regulieren.“ Manchmal sei es eben eine total lahme Runde, egal was man tue und manchmal öffne sich Gast völlig unerwartet und bringe eine Geschichte ins Rollen. „Da kann man nicht einfach planen: 'Das kommt oben rein und das kommt unten raus'“ - so etwas funktioniere höchstens bei Sport-Events, erklärte der ehemalige Moderator des aktuellen Sportstudios. Er wolle sich bei der neuen Sendung, die schlicht und einfach den Namen „Günther Jauch“ trägt mit den aktuellen Themen der Woche beschäftigen, dabei sehr nah an den Interessen der Menschen bleiben und sich vor allem nicht festnageln lassen. Egal ob nur einer, drei oder fünf Gäste; egal ob es mal zwei Personen von einer Partei sein könnten – Auflagen möchte der Erfolgsmoderator nicht. Und die Freiheit wollen ihm ARD-Programmdirektor Volker Herres (54) und Lutz Marmor (57), der Intendant des Norddeutschen Rundfunks, gerne geben. Angeblich investieren sie 10,5 Millionen pro Staffel in die neue Sendung. Eine hübsche Summe, die bedeutend höher liegt als die Produktionskosten der Vorgängersendung „Anne Will“.
Direkt nach dem „Tatort“ ab 21:45 Uhr übernimmt Jauch am nächsten Sonntag den Sendeplatz. Anne Will ist bereits auf den Mittwoch ausgewichen. „Ich habe den Sonntagabend immer als meinen Sendetermin gesehen“, sagt Jauch dazu. Es sei ein wirklich großartiger Sendeplatz, aber ihm sei völlig bewusst, dass man dort auch erfolgreich sein müsste: „Ausreden gibt’s da keine mehr!“