Kosten alte Vergewaltigungs-Vorwürfe Nate Parker den Oscar?
Für "The Birth of a Nation" wird Schauspieler und Regisseur Nate Parker (36) als ganz heißer Kandidat auf den Oscar gehandelt. Der Film startet am 19. Januar 2017 in den deutschen Kinos. Bei den legendären Sundance-Filmfestspielen gewann der kontrovers diskutierte Film den Großen Preis der Jury und wurde vom Publikum als "bester Film" ausgezeichnet. Doch kurz bevor das Oscar-Rennen in die heiße Phase startet, wird Parker von seiner Vergangenheit eingeholt.
2001 wurden Parker und sein Mitbewohner Jean Celestin – Co-Autor von "The Birth of a Nation" – vom Vorwurf der Vergewaltigung an einer Kommilitonin freigesprochen. Angeblich sollten sich die beiden Männer zwei Jahre zuvor nach einer durchzechten Nacht an der bewusstlosen Frau vergangen haben. Die beiden Männer haben stets erklärt, dass der Sex einvernehmlich war. Nachdem sie Anzeige erstattet hatte, sollen Parker und Celestin sie zudem gestalked und bedroht haben. Für Parker bedeutete der Prozess das Ende seiner hoffnungsvollen Ringer-Karriere, auch das College musste er verlassen.
Nun wandte sich der Bruder der Klägerin, Johnny, an das Szene-Magazin Variety und erklärte, dass sich seine Schwester 2012 im Alter von nur 30 Jahren das Leben genommen habe. Parker sei zudem nur aufgrund eines Formfehlers freigesprochen worden. Harter Tobak. Für ihren Bruder gibt es keinen Zweifel, dass der Selbstmord seiner Schwester in direktem Zusammenhang mit den damaligen Vorgängen steht. Schon 2001 soll sie zweimal versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Johnny glaubt, dass die beiden heute härter bestraft werden würden: "Die Gerichte sind heutzutage viel strenger. Man fasst einfach keine Frau an, die so betrunken ist. Punkt!"
Eine Woche zuvor hatte sich Parker im gleichen Blatt zu den Vorfällen geäußert: "Ich wurde freigesprochen. 17 Jahre später bin ich ein Filmemacher. Ich habe eine Familie. Ich habe fünf wunderhübsche Töchter und eine tolle Ehefrau. Ich habe es geschafft. Die Wahrheit ist, dass ich die Zeit nicht 17 Jahre zurückdrehen kann. Alles, was ich tun kann, ist der beste Mann zu sein, der ich sein kann." Das Filmstudio Fox steht weiterhin zu Parker. Wohl auch wegen des bevorstehenden Preisregens. Allerdings könnte nun dieser Skandal speziell die Oscar-Academy abschrecken. Die reagiert auf Skandale dieser Art in der Regel mit einer Nicht-Nominierung. Auch Johnny wird Parkers Entwicklung wohl weiter verfolgen: "Es war hart, zu sehen, wie das Leben meiner Schwester langsam zerbröselte, während diese Männer erfolgreich wurden. Als Familien haben wir ihm vergeben, aber ich glaube nicht, dass meine Schwester es getan hätte."