Supertalent-Sänger: Warum dürfen sie antreten?
Eigentlich müsste der Name Programm sein: Die RTL-Sendung Das Supertalent sucht, dem Titel nach zu urteilen, nach Menschen, die etwas ganz Besonderes können und sich mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten von den Übrigen abheben. Aber was genau versteht man eigentlich darunter? Diese Frage scheint durchaus berechtigt, wenn man sich die Teilnehmer der letzten Jahre noch einmal vor Augen führt. Denn was auffällig und wirklich wenig sinnig erscheint: In jeder Ausgabe des Supertalents schaffte es mindestens ein Sänger in die Halbfinalshow, in vier Fällen, bei derzeit sechs Staffeln, kam der Sieger aus der Branche Musik.
Aber warum dürfen überhaupt Musiker, insbesondere Sänger, an dem Wettbewerb teilnehmen? Keine Frage, natürlich ist Gesang eine hohe Kunst, die längst nicht jedem von uns zu Teil wird, aber ist er auch ein Supertalent? Vom reinen Verstand her, müsste man die Frage mit 'Nein' beantworten, denn unter einem wirklich außergewöhnlichen Talent stellt man sich doch etwas anders vor, als ein gecovertes Lied zu interpretieren. Zumal es in Deutschland genügend andere Formate gibt, in denen Sänger ihr Können unter Beweis stellen können. Man denke an The Voice of Germany, X Factor, DSDS, Popstars, die Castings zum Eurovision Song Contest oder DSDS Kids. All dies sind Plattformen, die speziell für Gesangstalente ausgerichtet sind und die sich großer Beliebtheit erfreuen. Wieso also kommen immer noch viele Sänger und Sängerinnen zum Supertalent, um Dieter Bohlen (58) und Co. von sich zu überzeugen?
Die Antwort scheint so simple wie logisch. Der Aufwand, den die Kandidaten beim Supertalent aufwenden müssen, ist im Vergleich zu den anderen Sendungen sehr gering. Müssen sie sich bei The Voice, DSDS und den anderen durch etliche Stationen kämpfen, haben sie beim Supertalent unter Umständen das Glück direkt in das Halbfinale gebuzzert zu werden – mit nur einer Songinterpretation! Da liegt es natürlich nahe, sich beim Supertalent zu bewerben.
Verwunderlich an dem Ganzen ist zudem Chefjuror Dieter, der sich nahezu in jeder Staffel für die anderen Talente einsetzt. Besonders die Tänzer und Artisten liegen ihm am Herzen, die nach seiner Meinung immer zu wenig gewürdigt werden. Wenn dem aber tatsächlich so ist, warum ermöglicht der Poptitan den Sängern dann beim Supertalent einen direkten Durchmarsch ins Halbfinale? Ist es demnach also gerecht, Sänger und Sängerinnen antreten zu lassen oder sollten sie sich wirklich ausschließlich auf die eigens für sie zugeschnittenen Formate konzentrieren? Denn betrachtet man die Statistik wird eines schnell deutlich: Die Jury und das deutsche Publikum lieben die Musik! In Staffel 1 gewann Ricardo Marinello (23) – Sänger, im kommenden Jahr siegte Mundharmonika-Spieler Michael Hirte mit über 70 Prozent aller Zuschauerstimmen, Staffel 3 bot eine Ausnahme mit Yvo Antoni, der mit Hundedame PrimaDonna den Sieg einfuhr. Im darauffolgenden Jahr überzeugte dann aber wieder nach alter Tradition Sänger Freddy Sahin-Scholl und auch 2011 sicherte sich Panflötenspieler Leo Rojas (27) die Siegesprämie.
Wäre es jetzt also nicht endlich an der Zeit mit der Routine zu brechen? Wie es aussieht, sind Bohlen und Co. dazu aber noch nicht bereit und wählen munter weiter die Sänger in die nächste Runde. So auch gestern wieder einmal, als Dieter sich höchst begeistert von Zuschauer Christian zeigte, der überhaupt kein Bewerber war, sondern lediglich zur Unterstützung seiner Freundin angereist war, und letztlich mit seiner gesanglichen Darbietung überzeugte. Damit dürfte wohl offensichtlich sein, was sich die Juroren als nächstes Supertalent wünschen.
Doch ist dies auch im Sinne von ganz Deutschland? Wollt ihr Sänger beim Supertalent oder würdet ihr es befürworten, wenn sie zukünftig nicht mehr am Wettbewerb teilnehmen würden?
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