Gypsy-Rose Blanchard spricht über die Ermordung ihrer Mutter
Gypsy-Rose Blanchard (33) erlangte an Bekanntheit durch einen sehr umstrittenen Fall: Sie hatte während ihres Aufwachsens unter der schmerzhaften medizinischen Misshandlung ihrer Mutter Dee Dee gelitten und wurde 2016 wegen der Beteiligung an deren Ermordung zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. In ihren Memoiren "My Time to Stand" geht die Münchhausen-Stellvertretersyndrom-Überlebende nun auf die Nacht ein, in der ihr damaliger Freund Nicholas Godejohn ihre Mutter tötete – und offenbart, währenddessen nur an ihre gemeinsame Zukunft gedacht zu haben. "Ich habe mich nur auf die Zeit danach konzentriert, auf die Freiheit. Würden wir uns einen Hund oder eine Katze zulegen? Es gab einen Moment, in dem ich eine Grimasse zog bei dem Gedanken, dass sie stark genug sein könnte, um sich zu wehren", erzählt sie ehrlich.
Gypsy habe vor der Ankunft von Nicholas drei Tabletten des Schmerzmittels Vicodin genommen, um ihre Nerven zu beruhigen, und sich dann auf Anweisung ihres Partners im Badezimmer versteckt. "Ich ging ins Badezimmer, setzte mich auf den Boden und hielt mir die Ohren zu. Aber ich hörte. Ich hörte alles", erinnert sich die 33-Jährige. Sie habe ihre Mutter schreien und ihren Namen rufen gehört, habe jedoch nicht darauf reagiert und nur versucht, sich auf ihre Atmung zu konzentrieren. "Es war, als wäre ich in einer Wolke eingeschlossen, und die unerreichbare Erde drehte sich unter mir. Nichts war real. Ich war eine Simulation", beschreibt die Autorin ihren Gefühlszustand der besagten Nacht.
Neben dem Mord beschreibt Gypsy in ihrem Buch außerdem die mutmaßliche Misshandlung, die sie jahrelang durch Dee Dee erfahren hatte. Sie verbrachte ihre Kindheit im Rollstuhl, während ihre Mutter vortäuschte, ihre Tochter sei unheilbar krank und behindert. Darüber hinaus wurde sie stark von ihr kontrolliert. "Sie hat mich ans Bett gekettet. [...] Je älter ich wurde, desto körperlicher und härter wurden ihre Bestrafungen", schildert die US-Amerikanerin ihre Erfahrungen und ergänzt, sie habe gespürt, wie die 48-Jährige "immer unberechenbarer und verzweifelter wurde."