ARD hat "versagt": Thilo Mischke äußert sich zum Shitstorm
Thilo Mischke (43), bekannt als Reporter und Moderator, hat sich in einem Interview mit der Zeit zu den massiven Diskussionen um seine abgesagte Co-Moderation der ARD-Sendung "ttt – titel, thesen, temperamente" geäußert. Ursprünglich sollte er die Kultursendung ab diesem Jahr gemeinsam mit Siham El-Maimouni moderieren, doch heftige Kritik führte dazu, dass der Sender das Engagement nach wenigen Wochen wieder zurückzog. Vor allem seine umstrittenen Bücher, darunter "In 80 Frauen um die Welt", in denen ihm sexistische und rassistische Inhalte vorgeworfen werden, sorgten für den Shitstorm. Thilo erklärte, dass ihn vor allem die mediale Debatte ohne seine direkte Beteiligung getroffen habe – er habe kaum Presseanfragen dazu bekommen. Die Ereignisse hätten ihn emotional stark belastet, und er bezeichnete das Verhalten der ARD als "Versagen": "Die ARD hat versagt. In deren Statement steht im Prinzip, dass jeder Mitarbeitende der ARD entlassen werden kann, wenn man etwas in seiner Vergangenheit findet, das sich für eine Kontroverse eignet."
Im Gespräch gibt der Journalist zu, dass Teile der Kritik berechtigt seien und er sich "selbstkritisch mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen" wolle. Er verteidigte sein Buch "In 80 Frauen um die Welt" dabei jedoch als fiktionale Literatur, in der auch Erfahrungen von Freunden und Filmszenen eingeflossen seien: "Die Sexszenen sind alle erfunden. Ich hätte das viel früher deutlich machen müssen." Den Titel des umstrittenen Werks bezeichnete er rückblickend als Fehler – man habe ihm gesagt, dass der Name "aus Marketingsicht super sei". Gleichzeitig sparte Thilo nicht mit Kritik an der ARD. So habe man von der Problematik seiner Bücher gewusst, es im Vorfeld aber nicht für relevant gehalten. Auch die fehlende Einheit innerhalb der Senderstruktur bezeichnete er als "Brandbeschleuniger". Besonders erschüttert habe ihn ein Videocall mit dem ARD-Chefredakteur, in dem er sich unangemessenen Anschuldigungen ausgesetzt gefühlt habe.
Thilo ist durch seine Arbeit als Reporter seit vielen Jahren bekannt. Neben seiner Tätigkeit für ProSieben, wofür er die investigative Reihe "Uncovered" entwickelt hat, war er auch zuvor mit Dokumentationen wie "Unter fremden Decken – Auf der Suche nach dem besten Sex der Welt" zu sehen. Der 43-Jährige selbst betont in der aktuellen Debatte, dass der Shitstorm emotional stark an ihm gezehrt habe. Trotz allem fühlt er sich nicht gecancelt – vielmehr legt er Wert darauf, aus den Ereignissen für die Zukunft zu lernen. Bliebe die ARD allerdings bei ihrer Haltung, schließt er ein juristisches Nachspiel nicht aus.