Pretty Woman: So bitter sollte das wahre Ende sein
Bei Kino-Blockbustern muss alles stimmen, denn es hängen Millionen von Dollar daran. Und die wollen an den Kassen wieder eingespielt werden. Häufig erhält der Film ein anderes Ende, um den Erwartungen der Zuschauer und den Vorstellungen der Studiobosse gerecht zu werden.
Beispiele dafür finden sich in allen Genres. Bei dem apokalyptischen Endzeitfilm „I am Legend“ opfert sich Robert Neville alias Will Smith (42), damit das Heilmittel gerettet werden kann. Ganz anders in der Romanvorlage. Die Vampire entwickeln eine Pille, die ihnen ein „normales“ Leben ermöglicht und wollen ihn - den letzten Menschen – töten, weil er in ihren Augen das Monster ist. Da Smith aber besser als Held statt als Bösewicht bei den Fans ankommt, wurde das Ende kurzerhand umgeschrieben.
Glenn Close (63) begeht im Film „Eine verhängnisvolle Affäre“ Selbstmord, um diesen ihrem Mann, gespielt von Michael Douglas (66), in die Schuhe zu schieben. Dieses Ende fiel beim Testpublikum aber komplett durch. Deshalb wütet der weibliche Charakter stattdessen durch das Haus und wird am Ende erschossen. Obwohl das Ende eher den Geschmack der Kinobesucher entsprach, fand Glenn Close die erste Version besser.
Besonders heikel wird es bei einem Film, wenn das Image des Filmstudios von der Produktion abhängig ist. So wie bei Disneys „Pretty Woman“ mit Julia Roberts (43) und Richard Gere (61) in den Hauptrollen. Ursprünglich war ein weniger romantisches Ende geplant: Roberts sollte wieder auf dem Straßenstrich landen, nachdem sie das Haus des Geschäftsmannes verlässt. Diese düstere Version entspräche aber nicht Disney und so wurde das allseits bekannte Ende daraus.
Aber selbst Komödien, wie „Voll auf die Nüsse“, bekommen ein anderes Ende verpasst, damit es dem Mainstream entspricht. Im Original sollten die „Normalos“ gegen die „Profis“ verlieren. Dieser Bruch mit den Erwartungen wäre wirklich originell gewesen. Leider gewinnen wie gewohnt die „Loser“.
Manchmal ist es auch so, dass das vorgesehene Ende den Film verschandelt hätte. Beinahe wäre „Titanic“ von James Cameron (56) dem Untergang geweiht gewesen. Gedreht wurde zunächst, wie die alte Rose (gespielt von Gloria Stuart, †100) vom Forscherteam entdeckt wird, bevor sie den Diamanten ins Meer werfen kann. Nach einer ergreifenden Rede landet der Stein dennoch im Meer. Cameron änderte das Ende zum Glück noch einmal und so übergibt Rose das „Herz des Ozeans“ allein in stillem Gedenken dem Meer.
An diesen Beispielen zeigt sich der Einfluss der Hollywood-Maschinerie, bei der es einzig und allein um klingelnde Kassen geht.