Amanda Knox kämpft noch immer mit ihrer Vergangenheit

Amanda Knox kämpft noch immer mit ihrer Vergangenheit

- Sandrine Palme
Lesezeit: 2 min

Amanda Knox (37), die 2011 nach vier Jahren Haft in einem italienischen Gefängnis vom Mord an ihrer Mitbewohnerin Meredith Kercher freigesprochen wurde, spricht in ihrem neuen Buch "Free: My Search for Meaning" offen über ihre schwierige Rückkehr ins Leben. Sie berichtet, wie die Medien und die öffentliche Meinung sie weiterhin verfolgen: "Ich war das Mädchen, das des Mordes beschuldigt wurde, und das bleibt für immer mein Vermächtnis", erzählt Amanda im Interview mit dem Magazin People. Trotz des Freispruchs und DNA-Beweisen, die einen anderen Täter – Rudy Guede – überführten, sei es ihr nie gelungen, zu einem normalen Leben zurückzukehren. Ihr Name wird untrennbar mit einer schrecklichen Tragödie verbunden.

Selbst freudige Momente in ihrem Leben wie ihre Hochzeit mit Chris Robinson oder die Geburt ihrer Tochter Eureka, heute 3 Jahre alt, wurden von der Vergangenheit überschattet. Sie erinnert sich an brutale Nachrichten, die sie während ihrer Schwangerschaft erhielt: "Ich hoffe, dein Kind stirbt, damit du weißt, wie Merediths Mutter sich gefühlt hat", schrieb ein anonymer Absender. Amanda spürt dabei, dass viele Menschen noch immer nicht zwischen ihrer Unschuld und der Tragödie unterscheiden können. "In den Köpfen einiger ist Merediths Tod untrennbar mit meiner Existenz verbunden", sagt sie und zeigt dabei Verständnis für die andauernden negativen Reaktionen. Dennoch habe sie durch die Liebe ihrer Familie und ihr Engagement für die Strafjustiz ihren Weg zur Verarbeitung der Ereignisse gefunden.

Heute beschreibt Amanda das Gefühl, von Meredith "heimgesucht" zu werden, nicht als bedrückend, sondern als eine wertvolle Mahnung. "Es ist, als ob Meredith mich daran erinnert, wie besonders das Leben ist und wie wichtig es ist, dafür zu kämpfen", sagt die Autorin. Sie sieht sich als Überlebende eines Schicksalsschlags, der in ihren Augen einem Münzwurf glich: "Zwei junge Frauen gingen 2007 nach Perugia, und nur eine kehrte zurück." Amanda lebt heute mit dem Bewusstsein, dass sie für sich und ihre Familie weitermachen muss – immer im Gedenken an ihre damalige Freundin.

Amanda Knox bei der italienischen Polizei im September 2008
Getty Images
Amanda Knox bei der italienischen Polizei im September 2008
Amanda Knox im Jahr 2011 vor einem Gericht
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Amanda Knox im Jahr 2011 vor einem Gericht