Benedikt XVI. erleichtert, kein Papst mehr zu sein
Fast zwei Monate ist es bereits her, dass Papst Benedikt XVI (86) zur großen Überraschung aller freiwillig sein Amt als Oberhaupt der Katholiken aufgab. Wie es dem sogenannten emeritierten Papst seit seinem Rücktritt geht, hat sein Bruder, Pater Georg Ratzinger, kürzlich in einem Interview berichtet.
Ratzinger, der vor zwei Wochen extra nach Italien reiste, um mit seinem Bruder dessen 86. Geburtstag zu feiern, erzählte gegenüber The Daily Telegraph, dass Benedikt "sehr glücklich" darüber sei, nun in Rente in der kleinen Stadt Castel Gandolfo südlich von Rom zu leben. Dennoch leide er "noch unter den Problemen der Kirche, aber er ist wirklich erleichtert, nicht mehr die Last der Kirche auf seinen Schultern zu tragen." Die jüngsten Skandale um Verrat und interne Machtkämpfe im Vatikan hatten dem emeritierten Papst schwer zu schaffen gemacht. Die Gerüchte, Benedikt sei womöglich wegen einer schweren Erkrankung zurückgetreten, dementierte sein Bruder nun ausdrücklich. "Er ist inzwischen sehr alt, er hat keine bestimmte Krankheit, aber er ist geschwächt aufgrund seines Alters."
Dabei wurde unmittelbar nach seiner Rücktrittsankündigung berichtet, dass Benedikts Sehvermögen und sein Gehör stark eingeschränkt seien. Schon bevor er im April 2005 zum Papst gewählt wurde, hatte Ratzinger seinen Bruder angesichts seines vorgerückten Alters gewarnt und auch während dessen Amtszeit noch munter über seinen Gesundheitszustand geplaudert. Doch das scheint wenig verwunderlich, schließlich ist bekannt, dass sich die zwei Brüder sehr nahe stehen und wöchentlich miteinander telefonieren. Deshalb habe Georg Ratzinger auch schon Monate im Voraus von den Rücktrittsabsichten seines Bruders gewusst.
Inzwischen gehe es mit Benedikts Gesundheit wieder bergauf, und er komme nun auch endlich zum Beten, Lesen und Klavier spielen. Benedikt wird in der Residenz des Papstes in Castel Gandolfo verbleiben, bis die Arbeiten in seinem endgültigen Ruhesitz, dem Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan, abgeschlossen sind und er dorthin zurückkehren kann.