Tante der Menendez-Brüder kämpft weiterhin für ihre Freiheit

Tante der Menendez-Brüder kämpft weiterhin für ihre Freiheit

- Henrike Münster

Joan VanderMolen unterstützt ihre Neffen, die Menendez-Brüder, seit dem Tag, an dem sie 1989 wegen der Morde an ihrer Schwester Kitty und ihrem Schwager José festgenommen wurden. Auch heute, im Alter von 92 Jahren, setzt sie sich unermüdlich für deren Freilassung aus dem Gefängnis in San Diego ein, wo sie eine lebenslange Haftstrafe ohne Möglichkeit auf Bewährung verbüßen. In einem Interview mit Vanity Fair gesteht Joan, es falle ihr schwer, über Lyle (56) und Erik (53) zu sprechen: "Ich sorge mich so sehr um sie. Ich bin erschüttert, wenn ich daran denke." Besonders die Tatsache, dass sie in dieser Situation feststecken, beschäftigt die resolute Rentnerin: "Sie haben das nicht verdient. Sie wurden benutzt und missbraucht, und es scheint kein Ende zu nehmen." Sie offenbart zudem, ihre Neffen hätten damals versucht, Kitty dazu zu bringen, José zu verlassen – doch ihre Mutter blieb.

Joan zeigt sich wenig überrascht darüber, dass ihre Schwester ihren Mann trotz der Missbrauchsvorwürfe nicht verließ. "Man konnte viel gewinnen, wenn man zu seinem Mann hielt", erklärt sie. Sie enthüllt darüber hinaus, sie und ihre Schwester hätten selber Missbrauch durch den eigenen Vater erfahren: "Er versuchte, sich an uns beiden zu vergreifen". Genau wie Kitty blieb auch ihre Mutter bei ihrem Vater: "Ich verstehe nicht, wie Frauen Männer lieben können, die keine Gentlemen sind. Aber sie tun es. Kitty hätte José lange vor den Morden verlassen sollen." Trotz der schwierigen Vergangenheit und all dem Schmerz, den die Familie erlitten hat, zeigt sich Joan voller Bewunderung für ihre Neffen. "Man findet keine besseren Menschen, nicht nur im Gefängnis, sondern überhaupt", betont sie und macht deutlich, wie sehr die Familie hinter Erik und Lyle steht.

Ein Hoffnungsschimmer ist die kürzliche Ankündigung des Bezirksstaatsanwalts von Los Angeles, George Gascón, der neue Beweise bezüglich des Missbrauchs durch Vater José prüft, um eine eventuelle Neuverhandlung zu ermöglichen. 1993 behaupteten die Staatsanwälte, die Brüder hätten ihre Eltern aufgrund des 14-Millionen-Dollar-Erbes ermordet, doch Lyle und Erik sagten aus, sie hätten aus Angst vor ihrem Vater gehandelt, der sie jahrelang sexuell missbraucht habe. Ihre Mutter, so behaupteten sie, wusste davon, schritt aber nie ein. Der erste Prozess endete ohne ein Urteil, doch 1996 wurden die Brüder erneut vor Gericht gestellt und schließlich verurteilt. Tante Joan glaubt, dass der Richter in der zweiten Verhandlung wichtige Beweise zum Missbrauch nicht zuließ: "Es gab überhaupt keinen richtigen Prozess. Alles, was ihre Anwältin vorbrachte, wurde sofort abgelehnt. Es war überhaupt nicht fair."

Erik und Lyle Menendez im Jahr 1995
Getty Images
Erik und Lyle Menendez im Jahr 1995
Eric und Lyle Menendez im Dezember 1992
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Eric und Lyle Menendez im Dezember 1992